03 März, 2012

Nolundi

Nolundi, die Zulu-Dame mit dem Jaguar aus meiner Kirche, ist laut und energisch. Sie hat eine respekteinflößende Statur und am Kinn einen Ansatz von Damenbart, den sie -warum auch immer- nicht rasiert oder epiliert. Man muss zwangsläufig immer auf diese Haare gucken, wenn man mit ihr spricht.

Haare hat sie nicht nur am Kinn, sondern auch auf den Zähnen. Vor kurzem habe ich gehört, wie sie am Telefon mit einem Home Affairs-Beamten gestritten hat: Puh, ich bin mir sehr sicher, dass der Beamte am Ende klein beigeben musste.

Da Ihr Immigrationsbüro in meinem Apartment-Komplex liegt, laufen wir uns alle paar Tage über den Weg.

Vergangene Woche winkte sie mir von ihrem Plastikstuhl in der Kirche zu und gab mir zu verstehen, ich soll im Anschluss an den Gottesdienst zu ihr rüberkommen. Da es jedoch an dem Sonntag so unglaublich heiß war, bin ich gegangen, so lange ich das Lenkrad meines Autos noch anfassen konnte.

Ich traf Nolundi tags darauf. Warum ich denn weggelaufen sei. Sie hätte mich am Sonntag nach der Kirche einladen wollen, in ein Lokal in Langa.
Am Freitag würde sie für 10 Tage nach Hongkong fliegen, aber anschließend müssten wir das nachholen.

Hongkong? Nolundi? Hatte ich richtig gehört? Wie kam das?

Ich fragte sie verwundert: »Hongkong, tatsächlich! Was machst Du in Hongkong?«
Sie: »Stoffe einkaufen, sie dort billig schneidern lassen und dann hier verkaufen! Guck, ich zeig Dir die Modelle, die ich anfertigen lasse.«
Sie zeigte mir ein Bilderalbum mit Fotos von verschiedenen Kostümen und Kleidern.
Sie hätte grad noch bei einer Arbeitskollegin von Home Affairs Maß genommen, die wäre auch Kundin.

Alles klar, Nolundi besserte also ihr Gehalt noch durch anderes »business« auf. Ich bin mir sicher, das Hongkong-Business ist nicht ihr einziger Nebenjob. Ok, Ihr energisches Temperament kombiniert mit Tüchtigkeit und Bauernschläue: So allmählich schwante mir, wie sie den Jaguar finanzierte.

Ich sagte: »Ich freu mich, wenn wir dann demnächst in Langa ausgehen.«
Flüstert sie mir zu: »Aber wir trinken dann, ne?«
Ich: »Klar, an mir soll es nicht liegen!«
Sie: »Die Kirchengemeinde muss uns ja nicht sehen….«
Ich: »Nö, muss sie nicht. Abgesehen davon glaube ich sowieso, dass manche von denen sich auch ab und zu gern mal einen einschenken.«

Nolundi lacht laut und geht in ihr Büro.

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